Wie entsteht ein Schlaganfall?
Der Schlaganfall ist die häufigste lebensbedrohliche neurologische Erkrankung und etwa gleich häufig wie ein Herzinfarkt. In Deutschland erkranken etwa 200.000 Menschen jährlich neu an einem Schlaganfall, darüber hinaus erleiden ca. 60.000 Menschen einen erneuten Schlaganfall.
In 80-83% handelt es sich um einen Hirninfarkt durch einen Verschluss einer Schlagader (Arterie) im Gehirn. In 10-12% tritt eine Blutung durch ein geplatztes Hirngefäß auf, in 7-8% ist eine sog. Subarachnoidalblutung ursächlich, bei der es aus einer Arterie in das Nervenwasser (Liquor) blutet, welches das Gehirn umgibt.
Typische Symptome eines Schlaganfalles sind:
- Plötzlich auftretende Lähmung oder Gefühlsstörungen in einer Körperhälfte
- Sprachstörungen wie Wortfindungs- oder Verständnisstörungen
- Sehstörungen auf einem Auge, Gesichtsfeldausfälle oder Doppelbilder
- Plötzliche Gangunsicherheit und Stürze
- Akut auftretender Schwindel
- Schluckstörungen
- Fehlende Wahrnehmung einer Körperhälfte
- Plötzlicher, heftigster Kopfschmerz
Was ist bei akuten Schlaganfallsymptomen zu tun?
Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall. Bei Verdacht soll umgehend der Rettungsdienst gerufen werden, damit ein rascher Transport in die nächste Schlaganfallstation (Stroke Unit) erfolgen kann. Dort erfolgen eine schnelle Diagnostik mittels Computertomographie oder Magnetresonanztomographie des Kopfes und die rasche Einleitung einer Therapie („time is brain“).
Durch eine sogenannte systemische Lysetherapie mittels Infusion eines Medikamentes kann ein verschlossenes Gefäß wieder eröffnet werden, in manchen Fällen ist dies auch durch eine interventionelle Therapie mit einem Katheter möglich, welcher über die Leiste bis in die Hirngefäße vorgeschoben wird und den Thrombus mechanisch entfernt.
Wie kann man sich vor einem Schlaganfall schützen?
Die Vorbeugung (Prävention) eines Schlaganfalles ist eine wichtige Aufgabe des Neurologen. Hierzu beurteilen wir die Gefäßrisikofaktoren und klären über die bestmögliche Behandlung auf. Risikofaktoren sind beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und Nikotinkonsum, aber auch mangelnde Bewegung und ungünstige Ernährung.
Welche Bedeutung hat die Ultraschalluntersuchung?
Mit Ultraschall untersuchen wir die hirnzuführenden Arterien am Hals und können durch den Schädelknochen hindurch die Hirnbasisarterien schallen. Mit der Doppler-Sonographie wird der Blutfluss hörbar gemacht, mit der Farbduplexsonographie werden
zusätzlich das Bild der Arterien und mit einer Farbkodierung der Blutfluss dargestellt. Mit der Methode lassen sich sowohl eine beginnende Atherosklerose als auch Verengungen oder Verschlüsse von Arterien erkennen.
Dissektionen, bei denen sich die arteriellen Gefäßwandschichten durch einen Einriss der inneren Gefäßwand und nachfolgender Einblutung zwischen den Schichten der Gefäßwand aufspalten, können gut dargestellt und diagnostiziert werden. Wir klären Sie über die Therapiemöglichkeiten auf und beraten Sie, ob im Falle einer Stenose eine Operation oder eine Therapie mit einem Stent (Gefäßstütze von innen) sinnvoll ist, welche nur bei einem hohen Schlaganfallrisiko erfolgen sollten.
Wie entsteht Schwindel?
Schwindel entsteht durch widersprüchliche Informationen von verschiedenen am Gleichgewichtsempfinden beteiligten Sinnesorganen. Dies sind Informationen vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr, visuelle Informationen durch die Augen und sensorische Informationen der Tiefensensibilität (Propriozeption), welche durch Muskel- und Sehnenspindeln sowie Gelenkrezeptoren ständig Informationen über den Zustand und Änderungen des Bewegungs- und Halteapparates des eigenen Körpers übermitteln.
Im Hirnstamm werden gleichzeitig Informationen aus dem Kleinhirn (Koordination von Bewegungsabläufen) und aus dem Großhirn (Informationen für beabsichtigte Bewegungen) verschaltet. Schwindel ist ein Symptom unterschiedlicher Erkrankungen und kann durch Funktionsstörungen unterschiedlicher Organsysteme verursacht werden. Außerdem werden Symptome bei Erkrankungen des Kreislaufsystems oft Schwindel genannt.
Auch Medikamente können durch ihre zentrale Wirkung auf das Gehirn eine Schwindelsymptomatik hervorrufen. Schwindel kann aber auch durch starke Einflüsse auf unser Vestibularorgan ausgelöst werden, zum Beispiel durch Karussellfahren, Schiffsreisen oder Autofahren auf kurvigen Bergstraßen.
Welche Ursachen kann Schwindel haben?
Schwindel kann durch Funktionsstörungen oder Erkrankungen verschiedener Organsystem verursacht werden. Dies können Erkrankungen des Innenohres, des Hirnstammes oder Kleinhirnes sein, aber auch durch Störungen der Tiefensensibilität, wie sie beispielsweise bei Erkrankungen des peripheren Nervensystems wie der Polneuropathie auftreten.
Beim zentralen Schwindel besteht eine Funktionsstörung der Kerne der Gleichgewichtsnerven im Hirnstamm oder des Kleinhirns. Ursächlich sind zum Beispiel Schlaganfälle oder die Multiple Sklerose. Schwindelattacken können auch durch eine Epilepsie oder eine Migräne (sogenannte vestibuläre Migräne) ausgelöst werden.
Der peripher-vestibuläre Schwindel entsteht durch eine Läsion oder Funktionsstörungen des Gleichgewichtsorgans im Innenohr (Vestibularorgan) oder des Gleichgewichtsnerven. Bei der Neuropathia vestibularis kommt es zu einem einseitigen Ausfall des Vestibularorganes. Dies äußert sich durch starken Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen, Fallneigung zur kranken Seite und einem horizontalen rotierenden Nystagmus (ruckartige Augenbewegungen).
Der Morbus Menière wird durch eine Zunahme und Dehnung der mit Endolymphe gefüllten Kammern und Kanäle im Innenohr (sogenannter endolymphatischer Hydrops) verursacht. Kennzeichnend für die Erkrankung sind Anfälle mit starkem Schwindel, Hörverlust im Tieftonbereich und Tinnitus, welche Minuten bis Stunden anhalten.
Die häufigste Ursache des Schwindels beim älteren Menschen ist gutartig: Beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel kommt es bei Kopfbewegungen in eine bestimmte Richtung, typischerweise beim Umdrehen im Bett auf die Seite, zu heftigen Drehschwindelattacken mit Übelkeit und manchmal Erbrechen, welche aber nur kurz anhalten, maximal eine Minute.
Ursächlich sind frei flottierende Kristalle, sogenannte Otholithen, in den Bogengängen. Die Erkrankung ist gut behandelbar: Durch ein spezielles Lagerungsmannöver können die Otholithen aus den Bogengängen entfernt werden.Oft kommt es allerdings auch zu Spontanheilungen.
Schwindel durch andere Erkrankungen: Durch den Verlust sensorischer Nervenbahnen wie beispielsweise bei der Polyneuropathie besteht ein Verlust der Körpersicherheit im Raum und damit verbundene Gleichgewichtsstörungen. Auch diese Schwindelform ist sehr häufig vor allem bei älteren Menschen.
Welche Untersuchungen helfen bei Schwindel weiter?
Wir lassen uns zunächst genau schildern, was für Schwindelsymptome vorliegen, welche Auslösemechanismen bestehen und ob weitere Symptome vorliegen. Einige Betroffene haben das Gefühl, sie würden Karussell fahren, andere beschreiben einen Schwankschwindel wie auf einem Boot. Sind es Schwindelattacken oder ein durchgehender Schwindel?
Wird der Schwindel durch bestimmte Bewegungen ausgelöst oder äußert er sich in Form von Gleichgewichtsstörungen beim Gehen? In der neurologischen Untersuchung untersuchen wir besonders die Okulomotorik (Augenmuskulatur), achten auf Nystagmen (rhythmische Augenbewegungen) und prüfen bestimmte Hirnstammreflexe (vestibulookulärer Reflex).
Die Lagerungsproben können den häufigen gutartigen Lagerungsschwindel nachweisen, häufig in derselben Untersuchung durch ein Befreiungsmanöver auch behandeln. Zusatzuntersuchungen wie zum Beispiel ein Ultraschall der Hirnarterien, ein Elektroencephalogramm (EEG, siehe Epilepsie) oder akustisch evozierte Potentiale helfen weiter in der Differentialdiagnostik. In manchen Fällen ist auch ein MRT des Kopfes erforderlich.
Welche Therapie hilft gegen Schwindel?
Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung. Der häufige benigne paroxysmale Lagerungsschwindel kann durch gezielte Befreiungsmanöver geheilt werden, hierdurch wird die Blockade der Gleichgewichtsgänge im Innenohr gelöst. Manchmal gelingt das nicht sofort, dann helfen regelmäßige Lagerungsübungen zu Hause.
In manchen Fällen, vor allem in der Akutphase, ist eine medikamentöse Behandlung sinnvoll, in anderen Fällen kann durch ein gezieltes Training die Symptomatik gelindert werden, hierzu gehören Fixationsübungen mit den Augen sowie statische und dynamische Gleichgewichtübungen. Im Verlauf tritt oftmals eine zentrale Kompensation der ausgefallenen Funktionen durch das Gehirn ein.